Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V Home/Startseite: DMLBonn
EMail
Informationen Archiv Links
Stellungnahmen Termine Spenden

Startseite/Home der DMLBonn e.V.
Informationen der DMLBonn e.V.


Peter Lindemann: "Kosovo (k)ein Fall Europa? - Christlich-Islamische Tagung im Hedwig-Dransfeld-Haus voll brennender Aktualitaet", in: Kleblatt - Amtliches Bekanntmachungsorgan der Stadt Bendorf, Nummer 22/99, Jahrgang 33, 2. Juni 1999

Kosovo - (k)ein Fall Europa?

Christlich-islamische Tagung im Hedwig-Dransfeld-Haus voll brennender Aktualitaet


- pli - Bendorf. "Kosovo - (k)ein Fall fuer Europa?" Als das Hedwig-Dransfeld-Haus (HDH) in Bendorf und die Deutsche Muslim-Liga Bonn schon vor vielen Monaten diese Frage zum Thema ihrer viertaegigen Pfingsttagung 1999 gemacht hatten, konnte keiner ahnen, welche brennende Aktualitaet sie erlangen wuerde. Nun herrscht seit mehr als zwei Monaten Krieg, und die ueber 100 Tagungsteilnehmer/innen mussten sich fragen, was von der Friedensbotschaft der Christen, auch der orthodoxen Serben, und der Muslime geblieben ist.

Anlaesslich der 10. christlich-muslimischen Tagung am Pfingstfest im HDH hatte eigentlich das Feiern eine wichtige Rolle spielen sollen. Angesichts der dramatischen Entwicklung im Kosovo trat der Geburtstag etwas in den Hintergrund. Wie konnte es geschehen, dass schon wieder die Friedenskraefte, die es auch auf dem Balkan auf beiden Seiten gab und noch gibt, nicht ernstgenommen wurden? Dies beschaeftigte die Menschen am allermeisten.

Bei einem Podiumsgespraech, das von der katholischen Theologin Ulrike Henkenmeier (Fribourg/Schweiz) und von George Khoury, Kulturredakteur Afrika/Nahost bei der Deutschen Welle/Koeln geleitet wurde, kamen wichtige Themen aus den unterschiedlichen Arbeitsgruppen noch einmal zur Sprache. Bedauert wurde, dass die eingeladenen serbischen Referenten nicht nach Bendorf gekommen waren. Gruende sind sicher in der Eskalation des Krieges zu suchen.

Geaeusserte Meinungen: Das Kosovo-Problem wurde von Europa und der Welt nicht beachtet, obwohl der friedliche Widerstand der albanischen Bevoelkerung schon ueber Jahre hinweg aktiv war. Das Eingreifen der NATO kam dann viel zu spaet und ohne Einbindung Russlands und der UNO. Nun muesse man fragen, ob die NATO-Bomben den Weg zu einem Frieden bereiten koennten oder ob sie nicht das Elend noch mehr vergroesserten.

Mirnije Azizai vom Frauenforum der Demokratischen Liga des Kosovo und der albanische Imam Zulhajrat Fejzulahi (Hamburg) betonten, den Vertriebenen muesse der Rueckweg in ihre Heimat ermoeglicht werden. Ob ihr Haus noch stehe oder nicht, sei dabei nicht entscheidend, sondern die Moeglichkeit, auf dem eigenen Grund und Boden zu leben.

Aber kein Albaner glaube an ein Einlenken Milosevics, sagte Mirnije Azizai. Das Kosovo sei heute schon praktisch tot. Natuerlich hoffe man auf eine politische Loesung, aber ohne Schutztruppen halte sie eine Heimkehr der Fluechtlinge fuer ausgeschlossen. Und der Imam fuegte hinzu, wir alle, das serbische und albanische Volk muessen zu unserem Gott zurueckkehren, um das Wunder eines richtigen Friedens zu erflehen.

Resignation, dass ja nun doch alles von der hohen Politik und von den Militaers allein abhaenge, schien zuweilen ueber der Tagung zu lasten, aber die Teilnehmer/innen wollten der Hoffnungslosigkeit keinen Raum geben. "Wir muessen hier in unserem Lande Kontakte zu albanischen Fluechtlingen suchen, um direkt zu helfen", war die einhellige Meinung. "Wir muessen aber auch Kontakt zu Serben suchen, denn das ganze serbische Volk mit Milosevic gleichzusetzen, ist falsch".

(In leicht veraenderter Form ebenfalls erschienen in der Rhein-Zeitung, 1. Juni 1999, Nr. 124, 54. Jahrgang, unter dem Titel "Ist das Kosovo (k)ein Fall fuer Europa?" in der Rubrik "Aus der Region")



Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V. - 1422 / 2001