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islam.de - Zentralrat der Muslime in Deutschland, Freitag, 08.11.2002

Alarmierende Studie: 71 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass Muslime in Deutschland nicht nach ihrem Glauben leben sollten

Ergebnis der Konzeptionslosigkeit und der fehlenden Integrationsstrategie von Politik und Gesellschaft. Bundestagspraesident Thierse: "Dokument der Selbstaufklaerung der deutschen Gesellschaft ist ernuechternd und aufschreckend" - Kommentar


Berlin - Die Deutschen kehren sich zunehmend von grundlegenden Werten einer liberalen Gesellschaft ab. Das geht aus der Studie "Deutsche Zustaende" des Bielefelder Instituts fuer interdisziplinaere Konflikt- und Gewaltforschung hervor. In der Einstellung der Deutschen gegenueber Muslimen u.a. ist ein "Klima der Vergiftung" festzustellen, sagte der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Bundestagspraesident Wolfgang Thierse (SPD) bezeichnete die Gesellschaftsstudie als "Dokument der Selbstaufklaerung der deutschen Gesellschaft".

Laut der repraesentativen Umfrage unter mehr als 2700 Bundesbuergern sind 55 Prozent der Deutschen der Auffassung, dass es zu viele Auslaender in Deutschland gebe. 28 Prozent plaedieren dafuer, dass Auslaender zurueck in ihre Heimat geschickt werden, wenn Arbeitsplaetze knapp werden.

71 Prozent der Befragten teilten die Ansicht, dass Muslime in Deutschland nicht nach ihren Glaubensgesetzen leben sollten. Fuer 53 Prozent sind Moscheen ein Zeichen dafuer, dass der Islam seine Macht vergroessern wolle. Heitmeyer sagte, die Vorurteile gegenueber dem Islam zoegen sich durch alle Bildungsschichten.

Thierse nannte die Ergebnisse "ernuechternd und aufschreckend". Politiker und Journalisten haetten eine "unaufgebbare Verantwortung dafuer, wie ueber solche gefaehrdeten Minderheiten geredet wird". Erschreckend sei das Beispiel der Zuwanderungsdebatte: "Wer hier Auslaender nur als Problem oder Sicherheitsrisiko behandelt, bestaetigt feindselige Mentalitaeten", sagte Thierse.

"Deutsche wenden sich von liberalen Werten ab" - Kommentar

Die Sueddeutsche Zeitung betitelt den Umstand so: "Deutsche wenden sich von liberalen Werten ab". Dies ist das Ergebnis der Konzeptionslosigkeit und der fehlenden Integrationsstrategie von Politik und Gesellschaft. Tatsaechlich ist es erschreckend, wie dies der Bundestagspraesident meint, doch es war vorauszusehen. Wer tagtaeglich durch die Massenmedien der Suggestion anheim faellt, Islam und Terror stuenden im unmittelbaren Zusammenhang, wer tagtaeglich den Muslimen politische Integrationsfaehigkeit a priori abspricht, selber aber seit der ersten Einwanderungswelle mit keinem einzigen tragfaehigen Integrationskonzept aufwartet, musste, wenn er einigermassen politische Zusammenhaenge erfassen konnte, zwangslaeufig damit rechnen. Die Lage ist nicht hoffnungslos aber zum Verzweifeln.

Denn die guten und konstruktiven Kraefte in den Kirchen, islamischen Verbaenden, Parteien und Zirkeln muendiger Journalisten und Buerger haben den Eindruck, dass sie von den Massenmedien und der grossen Politik schlichtweg ausgeblendet werden. Wir duerfen uns also weder erschrecken noch wundern, dass uns die liberalen Werte abhanden gekommen sind. Ohne eine breit verankerte interkulturelle Kompetenz, ohne wechselseitiges Wissen voneinander sind diese Werte schwerlich zurueckzuerobern. Wir brauchen politische Konzepte - wie zum Beispiel islamischer Religionsunterricht in den deutschen Schulen umgesetzt werden kann -, um mit den Konflikten einer Einwanderungsgesellschaft besser zurechtzukommen, als dies heute noch der Fall ist. Die 3,2 Muslime in unserem Lande - ob wir es wollen oder nicht - werden auch zum Pruefstand, wie ernst unsere Gesellschaft es mit den Werten der Toleranz und Freiheit meint. (Aiman Mazyek)

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islam.de - Zentralrat der Muslime in Deutschland

Quelle: http://www.islam.de/?site=articles&archive=newsnational&article_number=1304



Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V. - 1423 / 2003